Die Arbeit der Vögel


Mit ihrer wunderbaren Sprache und Eloquenz verzaubert hat mich: Marina Bodrožić.
Ihr Buch „Die Arbeit der Vögel“ ist eines der klügsten und poetischsten Werke, das ich je gelesen habe.
Im vierten Monat schwanger macht sie sich auf den Weg über die Pyränen, um auf den Spuren von Walter Benjamin und anderer Intellektueller zu wandeln, die dem Nationalsozialismus entfliehen wollten.
Der Untertitel Seelenstenogramme ist vielleicht in Anlehnung an Walter Benjamins Wort Traumstenogramme gewählt worden und so befasst sich das Buch nicht nur mit der Flucht des jüdischen Philosophen über den Pyränenweg, sondern auch mit seinem literarischen Werk.
Bodrožić schreibt in reflektierender Weise über Krieg, Gewalt und Flucht, über Widerstand und Hoffnung und über die Einzelschicksale von Benjamin, der sich nachdem beschwerlichen Weg über die Berge, auf der Fluchtroute von Frankreich nach Spanien, doch das Leben nahm, über die Widerstandskämpferin Lisa Fittko und über den Dichter Ossip Mandelstam. Auch ist mir die Schriftstellerin und Malerin Etel Adnan wiederbegegnet, eine große Freude:

„Vor uns, in den Bergen, das still aussehende Meer, das auch im Februar verlockend blau ist. In mir, aus dem Archiv der erinnerten Farben heraus, lebt ein anderes und doch das gleiche Meer, seine vielschichtigen Verwandlungen, seine Verbrüderungen mit dem Urgrund der Träume. Beide Meere verschmelzen in meiner Wahrnehmung und Etel Adnans Worte steigen aus dem hiesigen und dem einstigen Blau in meine Sprache, als wären sie etwas gänzlich Selbstgeschöpftes: »Ich wünsche mir, dass die Menschen unschuldiger werden und leidenschaftlicher. Dass sie wütender werden und glücklicher« (S.105/6).“

Bodrožićs Schreibstil ist eine lyrische Formulierkunst, ihr Blick auf die Menschen dabei so seelenvoll und einfühlsam, so offen und demütig.
Ein kraftvoller Text, der Hoffnung macht und Menschlichkeit als höchstes Gut proklamiert ❤️.