
Frank Rudkoffsky schreibt in seinem Roman „Mittnachtsstraße“ über den Mittvierziger Malte, der als Journalist, Ehemann von Nathalie und Vater von Nora und Teen-Sohn Jonas eigentlich glücklich war, doch eines Tages bemerkt er, wie ihm die Dinge zusehends entgleisen: Im Corona Lockdown fühlt er sich gefangen, die Beziehung zu seinen Kindern, die hauptsächlich er betreut, scheint belastet, immer öfter spürt er Ungeduld, aufkommende Wut, Aggressionen,“Gift“ wie er es nennt. Sein Sohn Jonas reizt und verachtet ihn, dafür Grün zu wählen, aber nicht Grün zu handeln und nennt ihn ein Heuchler. Malte gerät in Selbstzweifel, fühlt sich auch von Nathalie kritisch gesehen, immer wieder spürt er das Gift in seinem Körper und versteckt sich schließlich in der alten Gartenlaube seines Vaters Walter. Der Kleingartenverein – ein Reich, dass Malte immer gehasst hat, wo er nie erwünscht war und wo die Herrschaft der alten Männer ungebrochen scheint.
Der Vater, der immer gewalttätig, verächtlich und zynisch war, und niemals liebevoll und aus dessen toxischer Männlichkeit sich Malte zu befreien versucht, erkrankt an Demenz. Um ihn nicht pflegen zu müssen, geht Malte auf einen Deal mit dem ‚Patriarch der Parzellen‘ und dem „besten“ Freund Walters ein, den er bald bereut …
Ein Buch, dass mit Jonas, Malte und Walter drei verschiedene Konzepte von Männlichkeit zeigt und wie die jeweils nächste Generation versucht, sich von der alten zu emanzipieren.
Mit Malte hat Rudkoffsky eine Hauptfigur geschaffen, die außergewöhnlich vielschichtig ist, lebendig und facettenreich. Seinen Kampf gegen das ‚Gift des Vaters‘ und gegen patriarchale Strukturen im Schrebergartenverein steht sicherlich exemplarisch für alle Söhne, die sich von kaltherzigen und narzisstischen Vätern emanzipieren und die tradierte Rollen aufbrechen wollen.
Große Leseempfehlung!
