
Romina Nikolić erzählt von einer Landschaft, vom sprichwörtlichen „Unterholz“ ihrer Herkunft aus dem südlichsten Zipfel Thüringens, von Großvater&Großmutter und Kaspar, der in der Buchenkrone sitzt und Steine ins Gras spuckt … „im Zeitraffer sprossen die Keime, durchstießen die Wurzeln das Erdreich,
verzweigten sich, verwuchsen mit anderen, wuchsen, sprachen – geah nänn haa.“
Es sind Bilder einer Herkunft, die Nikolic in poetischer Sprache zeichnet. Traumsequenzen mischen sich mit Märchenelementen, wunderbar verdichtet und komponiert.
Beschreibungen der Natur sind verflochten mit Gedanken (Erinnerungen?) zum kindlichen Aufwachsen und philosophischen Reflexionen zur Identität.
„Still liegt mein Dorf.
Und ist es das noch?
Ist jemals etwas wirklich mein?
Wenn der Nebel es einmal eingehüllt hat?
Jeder Weg im Ungewissen liegt?“
In Nikoloics poetischer und präziser Sprache mischen sich Element von thüringischem Dialekt, z.B wenn der Großvater spricht und Fachbegriffe der Geographie und Biologie.
Sprachlich den Raum der Natur auslotend, ist das lyrische Ich so sehr verbunden mit Mutter Erde, dass ich „Unterholz“ auch als Poesie einer Landschaft (der Tier- und Pflanzenwelt) bezeichnen würde:
Ich glaube an Moos,
die Farne, die gelben Flechten,
Schwämme an Stämmen, Myzele in Mulch,
und an Köcherfliegen, ihre Larven am Bachlauf, […]
Lyrikfreunde, schaut Euch das mal an, große Empfehlung ❤️❤️❤️
Das Buch ist in der Muschelkalk-Reihe der literarischen Gesellschaft Thüringen erschienen.
Foto: Kleine Montage „Unterholz“ auf einem Gemälde von Fritz Bornstück.
