
Kristof Magnussons Roman „Ein Mann der Kunst“ handelt vom erwachsenen Ich-Erzähler Constantin, der zusammen mit seiner Mutter und anderen Mitgliedern des Fördervereins des Museums Wendevogel den schwierigen und als grimmig, scheu und launig beschriebenen Künstler KD Pratz auf seiner Burg Ernsteck besucht. Es geht darum, einige Mitglieder zu überzeugen, den Anbau des Museums, dem Werk des Künstlers zu widmen.
Doch die Reise zur Burg und der dortige Empfang stehen unter keinem guten Stern, das Zusammentreffen des Malerfürsten und den eigenwilligen Intellektuellen, allen voran Constis Mutter Ingeborg, dem Reiseleiter Michael Neuhuber, dem reichen „Einstecktuch“ und dem Ehepaar Hansen verläuft anders als geplant und ganz und gar nicht harmonisch …
Viele Anleihen hat der Autor meiner Meinung nach in der zeitgenössischen Kunstwelt gemacht.
Nicht zuletzt der Handlungsort, eine legendäre Burg am Rhein, hat mich heftig an Schloß Derneburg erinnert, auf dem 32 Jahre lang der Künstler Georg Baselitz lebte und arbeitet und das eine beachtliche Kunstbibliothek, sowie Ausstellungsräume beherbergt, ähnlich wie die Burg im Buch.
Auch in der Figur des Künstlers KD Pratz finde ich Parallelen zur Realität, natürlich ein wenig karikiert und auf die Spitze getrieben. Zum Beispiel zum Künstler Anselm Kiefer, der mit seinem Werk ebenso polarisiert – denke man an den Hit3ergruß in seiner Abschlußarbeit oder den westdeutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig und der genau wie der Künstler im Buch dadurch Weltruhm erlangte.
Alles in allem ist Magnussons Roman eine großartige Satire auf den Kunstbetrieb und seine eigenwilligen Protagonisten – allen voran die Szene, in der KD Pratz die Fördervereinsmitglieder auffordert, seine Bilder in den Fluss zu schmeißen, großartig!
Leseempfehlung für Kunstfans! Und für Menschen, die „Ich und Kaminski“ von Daniel Kehlmann gerne gelesen haben – wobei Magnussons Text ohne Zynismus auskommt.
Erschienen im Antje Kunstmann Verlag, 2020.
