
London, 2020
Ben ist Anfang 30 und Autor. Aus Geldmangel und Wohnungsnot zieht er bei der 85jährigen Winnie Carter ein. Ihr großes Haus bietet genügend Platz. Als Gegenleistung hilft er ihr in alltäglichen Dingen, er kocht und schürt das Feuer für die Heizung, übernimmt aber nicht nur hauswirtschaftliche Dinge sondern auch emotionalen support, denn Winnie trauert um ihren Ehemann, der kurz zuvor verstorben ist.
Die beiden haben nicht lange Zeit sich aneinanderzugewöhnen, denn einige Tage, nach Bens Einzug wird ein Corona Lockdown verhängt und sie müssen in dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft miteinander auskommen …
Ben Aitkens Buch ist kein Roman im klassischen Sinne, sondern ein Tagebuch. Unterschiedlich lange Einträge befassen sich mit dem Zusammenleben und den alltäglichen Dingen wie Essen kochen, Gartenarbeit, Impfungen, Fernsehen (Ben zeigt Winnie the Crown) und Winnies Sorge um ihren beeinträchtigten Sohn Arthur, der in einem betreuten Wohnkomplex lebt.
Mit dem Coronathema habe ich mich anfangs etwas schwer getan (hätte ich vorher gar nicht gedacht).
Während des Lesens bin ich hin und wieder in all die dumpfen, ungewissen Gefühle zurückgefallen, die ich während der Pandemie so hatte. Das Thema geht mir immer noch nah, die Isolation und die Ängste, die vielen Impfdebatten und Infektionszahlen, vielleicht brauche ich noch etwas mehr Abstand zum Geschehenen.
Hervorheben möchte ich unbedingt Aitkens wundervolle Darstellung von Winnie Carter – eine schillernde und etwas skurrile Person.
Der Autor schreibt emphatisch und gefühlvoll, aber ohne Kitsch und erweckt eine Hauptfigur zum Leben, die Ecken und Kanten hat und sehr lebendig wirkt. Eine Figur, die ans Herz wächst!
Leseempfehlung für Tagebuch-Fans und Leser*innen, die nicht scheuen, die Corona Pandemie noch einmal zu durchleben.
#namethetranslator Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence.
