
Caspar David Friedrich verbinde ich unweigerlich mit dem „Wanderer“ in der Hamburger Kunsthalle und mit den
Repoussoirfiguren – den „Rückenfiguren“, die die Betrachtenden in die Tiefe der Bildwelt hineinholen und Teil der Szenerie werden lassen. Durch Blickrichtung und Haltung der Figur wird die Aufmerksamkeit auf das zentrale Thema des Bildes gelenkt.
Friedrich habe ich immer als das Aushängeschild der deutschen Romantik gesehen – nach der Lektüre von Eberhard Rathgebs Biografie „Maler Friedrich“ ist er soviel mehr.
Rathgeb beginnt mit Friedrichs Selbstporträts und interpretiert, was er für ein Mensch gewesen sein muss, schreibt über seine Religiösität, die er ohne großes Aufsehen im Stillen zu praktizieren schien, dass er sich – wie typisch für die Maler der Romantik – nicht für das soziale Miteinander interessierte, sondern die Natur und ihre Mystifizierung im Fokus hatte. Dabei malte er detailliert und genau und prangerte bei anderen Künstler die fehlerhafte Wiedergabe der Landschaften an.
Friedrichs besonderer Blick auf die Natur steht immer wieder im Mittelpunkt des Textes, aber auch sein nach innengewandter Blick, „… innere Bilder als eine Art Momentaufnahme eines traumähnlichen Zustands zu sehen, der einer meditativen Versenkung ähnelt.“
Rathgeb zeichnet die Charakterzüge des Malers so genau nach, dass es mir scheint,
als wüsste ich jetzt sogar, was für ein Mensch er gewesen ist – recht selbstsicher, klug und zielstrebig in seinem Wunsch, Maler zu werden, dabei auch gelegentlich aufbrausend. „Mit Eigensinn, der die Einsamkeit nicht scheut“.
Auch setzt der Autor Friedrichs Werk in Kontext zu anderen Künstlern, dem norwegischen Maler Johan Christian Clausen Dahl zum Beispiel und Ludwig Richter und verbindet es mit der Kantschen Philosophie der Aufklärung.
Nach der Lektüre des Buches hat es mich in die Alte Nationalgalerie Berlin gezogen: Friedrichs Gemälde sehe ich jetzt mit anderen Augen, mit all den Hintergrundinformationen im Kopf und einer Ahnung davon, was diesen Mensch ausgemacht hat.
Ein interessantes und lehrreiches Porträt – für Kunstfans ein Muss!
Wie immer im Berenberg Verlag ist das Buch fadengeheftet und wunderschön gestaltet.
Herzlichen Dank an den Berenberg Verlag und Kirchner Kommunikation für das Leseexemplar ❤️








