Schweigende Apfelblüten


Arno Schmidt, der ja als Ausnahmenachkriegsschriftsteller vor allem für sein monumentales Werk „Zettels Traum“ bekannt ist, hat auch Gedichte geschrieben, und dass, obwohl er – so steht es in Sören Brandes‘ Text „Schneise in die Anderswelt“ – die „lyrische Form“ und besonders Reime gar nicht mochte.

Die in den 1950er Jahren entstandenen Gedichte sind verständlicher und leichter zugänglich als Schmidts Prosa. Sie handeln vom Lauf der Jahreszeiten, von Naturphänomenen, von Krankheit und Tod, ebenso wie von Abstrakterem, z.B. von Erkenntnis, Hoffnung und Glauben.
Schmidts Poesie – so scheint es mir – ist an die Naturlyrik der Romantiker angelehnt, und weist sprachliche „Trakl Vibes“ auf. (Vermutlich liegt das am Vokabular, denn Schmidt benutzt ebenso gerne Worte wie Antlitz, Stirne, glänzend und golden wie Trakl, siehe Fotos)

Die Schmidtsche Lyrik finde ich originell in der Metaphorik und zweifelsohne in der Sprache auch poetisch, aber manchmal ist sie mir aber ein bißchen zu kitschig und pathetisch.

Das Gedicht „Wolkenlicht“ hat mir gut gefallen:

Namen müssen wir
stets
verschweigen.
Doch dahinter
im Tanz
Schäfchenwolkenmund
sich öffnet,
und Freude
ergießt sich hinein wie
in Schaukeln auf Spielplätzen.
Sonnenlicht,
unfältig überall
Du Dich ergießest
auf die Kirche
hoch droben
von Gelmeroda.
Einatmen bleibt
jetzt
unser Letztes.

Leseempfehlung für Lyrik Fans und Trakl Freunde!