Nach den Fähren


Eine Doktorin, die nicht mehr lesen kann, sich die Insel erwandert und schließlich zum Schreiben kommt …
Ein Hausmeister, der das Hotel „Sommerpalast“ instand hält, obwohl längst keine Gäste mehr kommen …
Die Frau des Generals, die sich um den General kümmert, bis eines Tages das Pferd auf dem er geritten ist, allein zurückkommt …
Plötzlich taucht Ada auf, ein kleines Mädchen, das einige Zeit mit dem Hausmeister im Sommerpalast lebt. Als sie wieder verschwindet, ebenso leise und spurlos wie sie auch gekommen ist, scheint er nicht mehr sicher, ob sie möglicherweise nur in seiner Einbildung existierte.
Aber sicher ist, dass Ada etwas in Gang gesetzt hat. Die Alltagsroutinen der Insulaner ändern sich, zwischenmenschliche Annäherungen finden statt …

Einen spannenden Mikrokosmos hat die Autorin Thea Mengeler in ihrem Debütroman geschaffen. Es gibt nur wenige Figuren und doch spiegeln sie unsere Gesellschaft wider – mit all ihren Ängsten und zwischenmenschlichen Problemen, der Einsamkeit und nicht zuletzt mit dem Säcklein der Vergangenheit, das jeder tragen muss.
Auf der kleinen, namenlosen Insel, auf der alle wohnen, die früher von Touristen überschwemmt wurde, mit halbfertigen Hotelklötzen am Strand, die unter dem Massentourismus ächzte – ist es, seitdem die Fähren und damit die Touristen ausbleiben, still geworden.
Dass die Lesenden nicht wissen, warum der Fährverkehr eingestellt wurde, gibt der Geschichte etwas Magisches. Keine Figur hinterfragt oder forscht, warum es so ist. Und auch trägt außer Ada (was auf türkisch „Insel“ bedeutet) niemand einen Namen, es gibt den Hausmeister, den General, die Doktorin, den Müller, die Bäckerin etc.
Die Geschichte ist zeit- und raumlos, wie ein modernes Märchen, dass große Themen wie Altern, Einsamkeit, vergangene Liebe verhandelt und schließlich einen Blick auf die Vor- und Nachteile des Overtourism wirft.

Ich bin sehr tief eingetaucht in diese ruhige Erzählung und wäre gerne noch länger auf Mengelers Insel geblieben連 Was für ein Lesegenuss!