Hotel Paraíso


Der neue Roman von Arezu Weitholz handelt von der Ich-Erzählerin Frieda, der eines Tages im Studio – sie arbeitet als Synchronsprecherin – die Stimme wegbleibt. Die Diagnose: Burnout. Ihr Freund Jonas vermittelt ihr die Möglichkeit, über die Weihnachtszeit ein geschlossenes Hotel in Portugal samt Hund Otto zu hüten. Während sie die Zimmer lüftet, die Vögel füttert und auf Jonas wartet, der zu Weihnachten nachkommen will, reflektiert sie über ihre Situation und gibt uns Einblicke in ihre Kindheit und Jugend.
Es ist das allererste Nein, das Frieda nicht loslässt: Ihre biologischen Mutter hat sie zur Adotion freigegeben hat. Und obwohl sie liebevolle Adoptiveltern hat, erfahren wir in Rückblicken, dass sie sich doch nirgends zuhause fühlen konnte, nicht im familiären Bungalow, nicht in der Schule, später nicht in Beziehungen mit Männern, in neuen Städten oder Arbeitsplätzen, nicht mal bei sich selbst. Es ist als wäre eine andauernde, ewige Distanz zu allem und jedem da, die verhindert, dass Frieda echte Nähe aufbauen kann. Ihr Gefühl des Nichtwillkommenseins bringt sie mit ihrer Adoption in Verbindung:

„Ich glaube inzwischen, eine Familie ist wie ein Mosaik. Man kann nicht nachträglich Steine einfügen, und wenn man welche entfernt, bleibt da immer ein Loch (S.143).“

Hotel Paraíso ist ein ruhiger Roman, der ohne große Handlung auskommt, und das Gefühl des Nichtangenommenseins sehr subtil und eindringlich transportiert.

Leseempfehlung!