
#leseeindruck
Großartig, dieser kurze Text der Autorin Claire Keegan! Dass Keegans Verlegerin dieses Buch zuerst unter dem Titel „Misogynie“ veröffentlicht hat, ist absolut nachzuvollziehen, handelt die Erzählung doch von Cathal, einem frauenfeindlichen Mann und der gescheiterten Beziehung zu seiner französischen Freundin Sabine.
Cathals Denkweise wird recht schnell klar:
„Er [Cathal] hatte ihr gesagt, es spiele keine Rolle, sie sei nicht dick – aber sie wollte nicht hören. Das war ein Teil des Problems: dass sie nicht hören wollte und gut die Hälfte der Dinge auf ihre Weise tun wollte.“
Wir lesen von Cathals Büroalltag und wie er an Sabine denkt, denn es ist der Tag der geplanten Hochzeit, doch sie hat ihn kurz zuvor verlassen.
Zum Glück – denkt sich vermutlich jede Leserin dieses schmalen Buches, denn Cathal entpuppt sich nach und nach als heftiger Frauenhasser. Die sprachliche Abwertung der Frauen mit bekannten Schimpfwörtern, abfälligen Witzen, all das misogyne Tableau ist hier in die Geschichte eingewoben.
Keegans Sprache gefällt mir sehr. Sie ist klar, knapp und präzise, ohne Schmückung und Kitsch, dabei detailliert.
Ein ruhiger Text, der den Spannungsbogen bis zum Schluss halten kann, obwohl der Handlungsverlauf gleich am Anfang klar ist und es auch keinen plottwist gibt.
Leseempfehlung!
Bin jetzt gespannt auf weitere Bücher der Autorin! Wer kann mir eins empfehlen?
