Die Geschichten in uns


Letzten Herbst ’24 ist ja Benedict Wells Buch „Die Geschichten in uns“erschienen, da bin ich jetzt ein bißchen late to the party, aber ich wollte meinen Leseeindruck zu dieser lohnenswerten Lektüre unbedingt noch festhalten.
Sehr gefesselt hat mich seine recht ungewöhnliche und auch ein bißchen traurige Biografie. Aufgewachsen ohne elterlichen Rückhalt, die Mutter psychisch krank, musste Wells mit sechs Jahren in ein Internat. Viele Schulwechsel folgten. In der schwierigen Adoleszenzphase hat er im Schreiben Trost und eine Art safe space gefunden.
Doch das Buch ist keine Biographie im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein Schreibratgeber, wie ihn Steven King verfasst hat (Das Leben und das Schreiben) oder Peter Stamms Bamberger Poetikvorlesung „Die Vertreibung aus dem Paradies“.
Ähnlich diesen beiden gibt uns auch Wells in einzelnen Abschnitten Werkzeuge an die Hand, um einen gelungenen Text zu verfassen. Es geht darum, einen Funken zu finden, der das Anfangsinteresse entfacht, die richtige Sprache für den Inhalt zu wählen, den Text selbst zu lektorieren und Szenen wieder herauszuschneiden (kill your darlings).
Manches fand ich etwas zu auserzählt, zum Beispiel die vier Seiten darüber, warum ein Notizbuch wichtig ist, nämlich damit die eigenen Gedanken nicht verloren gehen.
Beeindruckt hat mich hingegen, wieviele Querverweise und Autor:innen vorkommen, wie belesen Wells ist.
Alles in allem ein sehr gelungener Schreibratgeber im klassischen Wells Sound, leicht und gut verständlich und auch inspirierend. Das Persönliche, was Wells hier offenbart, war für mich sehr wertvoll und lesenswert.

Empfehlung für Benedict Wells Fans oder Menschen, die gerne über das Schreiben lesen.